Laborwerte bei Morbus Crohn: Was steckt dahinter?
Laborwerte spielen bei Morbus Crohn eine wichtige Rolle bei der Diagnose und können auch Mangelzustände durch die Erkrankung aufdecken.
Auch wenn es keinen einzelnen Laborwert gibt, mit dem sich Morbus Crohn eindeutig nachweisen lässt, können verschiedene Untersuchungen Hinweise geben, ob etwa eine Entzündung im Körper vorhanden ist. Durch eine Untersuchung des Stuhls lässt sich herausfinden, wie ausgeprägt die Entzündung ist und ob eine Infektionserkrankung die Ursache für die Beschwerden ist. BSG und CRP gehören zu den Blutwerten, die u. a. bei Morbus Crohn analysiert werden. Calprotectin ist hingegen ein Entzündungswert, der durch eine Stuhlprobe erfasst wird.
Quick Facts
- Die Blutwerte CRP und BSG sind unspezifisch, d. h. sie geben einen allgemeinen Hinweis auf eine Entzündung irgendwo im Körper.
- Calprotectin ist ebenfalls unspezifisch und weist nicht konkret auf eine Entzündung durch Morbus Crohn hin, sondern auf eine Entzündung im Darm allgemein.
- Auch wenn diese Werte unspezifisch sind, helfen sie, die Entzündung im Darm einzuschätzen, und sollten daher bei Morbus Crohn hinzugezogen werden.
Welche Blutwerte werden bei Morbus Crohn häufig erfasst?
Eine chronische, in Schüben verlaufende Entzündung des Verdauungstrakts – so lautet die Definition von Morbus Crohn. In Schüben bedeutet, dass sich bei Morbus Crohn Zeiten mit und ohne Beschwerden abwechseln. Die Entzündung kann im ganzen Verdauungstrakt vom Mund bis zum After vorkommen – besonders häufig ist jedoch der Übergang vom Dünn- in den Dickdarm betroffen. Die entzündeten Stellen im Verdauungstrakt sind fleckenförmig verteilt, entzündete und gesunde Bereiche grenzen aneinander.
Die Blutsenkungsgeschwindigkeit zeigt, wie sich die roten Blutkörperchen verhalten. Die BSG gehört zu den unspezifischen Entzündungswerten: Ist der Wert erhöht, ist das ein Hinweis auf eine Entzündung im Körper.
CRP ist ein Eiweißstoff im Blut, der auch bei Morbus Crohn gemessen wird. CRP gehört zu den unspezifischen Entzündungswerten: Ist der Wert erhöht, ist das ein Hinweis auf eine Entzündung im Körper.
Erythrozyten sind die roten Blutkörperchen. Sie sind wichtig für den Sauerstofftransport im Blut. Ein erniedrigter Wert weist auf eine Blutarmut (Anämie) hin.
Ein erniedrigter Wert von Eiweiß im Blut ist ein Hinweis auf eine Mangelernährung oder auf Durchfall.
Hämoglobin ist der rote Blutfarbstoff. Ist dieser Wert zu niedrig, ist das ein Hinweis auf eine Blutarmut (Anämie).
Leukozyten sind weiße Blutzellen. Sie sind wichtig für die Immunabwehr. Ist der Wert erhöht, ist das ein Hinweis auf eine Entzündung im Körper.
Bei Thrombozyten handelt es sich um die Blutplättchen. Sie sind wichtig für die Blutgerinnung. Ist der Wert erhöht, ist das ein Hinweis auf eine Entzündung im Körper oder auch auf einen Abszess.
Calprotectin: Aktivität von Morbus Crohn einfach im Blick
Calprotectin ist ein Eiweiß, das in der Zellflüssigkeit von weißen Blutkörperchen vorkommt. Es gehört zu den sogenannten Biomarkern. Das sind Stoffe, die gemessen werden können und ein Zeichen für einen bestimmten Vorgang im Körper oder für eine Krankheit wie Morbus Crohn sind.
Calprotectin kann bei Morbus Crohn im Stuhl gemessen werden. Ist der Calprotectin-Wert erhöht, ist das ein Signal für eine Ansammlung von weißen Blutkörperchen im Darm. Das wiederum ist typisch für eine Entzündung im Darm. Ein hoher Calprotectin-Wert zeigt bei Morbus Crohn also, dass der Darm entzündet ist und eine ggf. durchgeführte Therapie bisher nicht ausreichend wirkt.
Durch Calprotectin lässt sich die Darmentzündung besser abschätzen als durch Entzündungswerte im Blut, die auch bei einer Entzündung außerhalb des Darms erhöht sind. Entzündungszeichen im Blut sind auch deshalb weniger zuverlässig, weil sie nicht bei jedem Menschen höher sind, dessen Darm entzündet ist.
Wie wird Calprotectin gemessen?
Das Messen ist bei Calprotectin einfacher als bei einer Blutuntersuchung bei Morbus Crohn. Kein Piksen und keine Kanüle: Nur eine Stuhlprobe, am besten vom ersten Stuhlgang des Tages, wird benötigt. Dafür wird eine kleine Stuhlmenge in ein Plastikröhrchen gefüllt und in der Arztpraxis abgegeben. Von da geht’s ins Labor, wo der Calprotectin-Wert ermittelt wird. Die Calprotectin-Messung kann nicht jede Blutuntersuchung oder Darmspiegelung ersetzen. Sie hat sich jedoch für die Überprüfung und Verlaufskontrolle der Entzündung bei Morbus Crohn bewährt. Als unkomplizierte Untersuchungsmöglichkeit ist sie nützlich, um zu beobachten, ob eine Behandlung wirkt, wie sie soll.
Prager M, Büning C. Klinik, CRP, Calprotectin, MRT oder Endoskopie? Strategien zur sinnvollen Therapieüberwachung bei CED. Coloproctology 2014; 4: 250–258. | Sturm A, Atreya R, Bettenworth D et al. Aktualisierte S3-Leitlinie „Diagnostik und Therapie des Morbus Crohn“ der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) (Version 4.1) - living guideline. März 2024 - AWMF-Registernummer: 021-004.