Ernährung bei Colitis ulcerosa: Erlaubt ist, was bekommt
Bei Colitis ulcerosa hat die Ernährung einen besonderen Stellenwert, schließlich ist der Verdauungstrakt direkt betroffen. Eine spezielle Colitis-ulcerosa-Diät gibt es jedoch nicht.
Das Essen kann bei Colitis ulcerosa eine schwierige Angelegenheit sein, denn Bauchschmerzen oder andere Beschwerden können auf den Appetit schlagen. Was darf ich essen? Was tut mir gut? Ernährung bei Colitis ulcerosa ist sicher ein Thema, das auch dich beschäftigt. In der Tat lohnt es sich für dich, dem Essen besondere Beachtung zu schenken. Dein Körper braucht alle wichtigen Nährstoffe, Vitamine und Mineralstoffe, damit er Energie hat und du bei Kräften bleibst.
Feste Regeln, die du unbedingt einhalten musst, gibt es bei der Ernährung mit Colitis ulcerosa jedoch nicht. Die wichtigste Vorgabe beim Essen lautet: Erlaubt ist, was bekommt. Doch was gibt die Richtung bei der Ernährung mit Colitis ulcerosa vor? Das ist zum einen deine derzeitige Krankheitsphase, also ob die Colitis ulcerosa gerade Ruhe gibt oder du einen Schub hast. Zum anderen kommt es darauf an, was du persönlich verträgst oder nicht verträgst. Mit einer gesunden und ausgewogenen Ernährung, die auf deine Bedürfnisse zugeschnitten ist, kannst du dem Verlauf deiner Erkrankung positive Impulse geben. Und: Sie tut dir gut!
Was darf man bei Colitis ulcerosa essen?
Welche Lebensmittel du bei Colitis ulcerosa gut verträgst und welche du bei der Ernährung lieber meiden solltest, gilt es selbst herauszufinden. Verallgemeinern lässt sich das nicht, da die Verträglichkeit von Nahrungsmitteln unterschiedlich ist. Dennoch gibt es bestimmte Lebensmittel, von denen häufiger über eine gute bzw. nicht so gute Verträglichkeit bei Colitis ulcerosa berichtet wird. Hier findest du eine Liste zur Orientierung.
Eher gut verträglich:
milder Tee und Kaffee, Getreidekaffee, säurearmer (eventuell verdünnter) Obstsaft (z. B. Apfel-, Pfirsich-, Bananen-, Birnen-, Traubensaft), stilles Mineralwasser, Gemüsesaft
Eher nicht gut verträglich:
säurehaltige Säfte (z. B. Orangen-, Johannisbeer- und Grapefruitsaft), Sauerkrautsaft, kohlensäurereiches Wasser, starker Kaffee, eisgekühlte Getränke, hochprozentiger Alkohol
Eher gut verträglich:
als Kompott, Bananen, reife Äpfel, weiche Birnen, Erdbeeren, Himbeeren, Heidelbeeren, Pfirsiche, Nektarinen, Aprikosen, Melonen, Mangos, Kiwis
Eher nicht gut verträglich:
unreifes Obst, Obst mit harter Schale, rohes Steinobst (z. B. Pflaumen, Kirschen), kernreiche Beerenfrüchte (z. B. Johannisbeeren, Stachelbeeren), Zitrusfrüchte, Weintrauben, Trockenobst, Avocados
Eher gut verträglich:
Gemüse: gegartes Gemüse, Auberginen, Karotten, Blumenkohl, Romanesco, Spargel, Brokkoli, Zucchini, Spinat, Mangold, Fenchel, Chicorée, Bambussprossen, Sellerie, Chinakohl, Kohlrabi, geschälte Gurken, Rote Bete, Kürbis, Schwarzwurzeln, geschälte Tomaten, Kopfsalat, Endivie, Feldsalat
Hülsenfrüchte: feine grüne Erbsen, feine grüne Bohnen, Sojaprodukte
Eher nicht gut verträglich:
Gemüse: rohes Gemüse, sauer eingelegtes Gemüse, Salate aus rohem Gemüse oder mit fettreichen Soßen, Weißkohl, Grünkohl, Rotkohl, Rosenkohl, Wirsing, Sauerkraut, Paprika, Zwiebeln, Porree, Gurken als Salat, Rettich, Radieschen, Pilze, Oliven, Rhabarber
Hülsenfrüchte: getrocknete Hülsenfrüchte (z. B. Bohnen, Erbsen, Linsen) sowie viele frische Hülsenfrüchte (z. B. dicke Bohnen), Kichererbsen
Eher gut verträglich:
Getreideprodukte: fein gemahlenes Getreide (z. B. Mehl und Grieß), Getreideflocken, Buchweizen, Grünkern, Dinkel, Hafer, Hirse, Quinoa, Amaranth, Reis, Nudeln
Backwaren: altbackenes Brot, feingemahlenes Vollkornbrot, Zwieback, Toastbrot, Knäckebrot, fettarmes Gebäck, Produkte aus Rühr-, Hefe-, Biskuit- und Quark-Öl-Teig
Kartoffeln: zubereitet als Salzkartoffeln, Püree, Pellkartoffeln, Folienkartoffeln, Herzoginkartoffeln, Kartoffelauflauf oder Klöße
Eher nicht gut verträglich:
Getreideprodukte: grob geschrotete Vollkornprodukte, ganze Körner, Weizen, fertige Müslimischungen
Backwaren: grobes Vollkornbrot, Pumpernickel, frische oder fette Backwaren (z. B. Sahne- oder Cremetorten), Blätterteig, Fettgebackenes
Kartoffeln: zubereitet als Pommes frites, Bratkartoffeln, Kartoffelpuffer, Kroketten, Rösti, Kartoffelsalat mit Mayonnaise
Eher gut verträglich:
Milch, fermentierte Milchprodukte (z. B. Joghurt, Dickmilch, Buttermilch, Kefir, Sauermilch), Quark, Sahne in kleinen Mengen; milde, weiche und kurz gereifte Käsesorten (z. B. junger Gouda, Butterkäse, Brie, Frischkäse)
Eher nicht gut verträglich:
Sahne in großen Mengen, Crème fraîche, Crème double, sehr würzige und lange gereifte Käsesorten, Schimmelkäse (z. B. Gorgonzola, Roquefort)
Eher gut verträglich:
Fleisch: in Maßen mageres und zartes Fleisch vom Huhn, Rind, von der Pute, aber auch vom Wild, Lamm, Kaninchen, von der Ziege; fettarm zubereitet (gekocht, gegrillt, geschmort)
Fleischprodukte: magere Wurstsorten, Braten- und Geflügelaufschnitt, gekochter Schinken, luftgetrockneter Schinken, Lachsschinken
Ei: zubereitet als weich gekochtes Ei, Rührei, Omelett, Eierstich
Fisch: fast alle Fischsorten (z. B. Forelle, Hecht, Zander, Rotbarsch, Kabeljau, Scholle, Seelachs, Heilbutt), fettarm zubereitet (z. B. gekocht, gegrillt, gedünstet oder geschmort)
Eher nicht gut verträglich:
Fleisch: geräuchertes, gepökeltes, paniertes, scharf gewürztes oder scharf angebratenes Fleisch; sehr fettes Fleisch vom Rind, Hammel oder Schwein, von Gans oder Ente; Innereien – insbesondere in großen Mengen
Fleischprodukte: geräucherte oder fette Wurst- und Aufschnittsorten (z. B. Leberwurst, Salami, Cervelatwurst)
Ei: zubereitet als hart gekochtes Ei, Spiegelei, fettreiche süße oder pikante Eierspeisen, Mayonnaise
Fisch: fetter Fisch (z. B. Aal, Lachs, Karpfen oder Makrele); eingelegter Fisch in Marinade oder Öl; frittierter, panierter oder geräucherter Fisch; fertige Fischsalate
Eher gut verträglich:
Butter, Pflanzenöle (z. B. natives, also nicht raffiniertes Olivenöl, Rapsöl, Distelöl)
Eher nicht gut verträglich:
größere Mengen Öl, frittierte und fettreiche Speisen, Mayonnaise, fette Wurstsorten, Speck, Schmalz, Talg, stark erhitzte oder gebräunte Fette, Erdnussbutter
Eher gut verträglich:
in kleineren Mengen, fettarme Süßwaren (z. B. Fruchtbonbons, Lakritz, Pfefferminz, Weingummi), Gelee, Honig, Marmelade, Schokolade, Zuckerrübensirup, fettarmes Gebäck
Eher nicht gut verträglich:
in größeren Mengen, fettreiche Süßwaren (z. B. Marzipan, Mousse au Chocolat, Nugat, Sahnebonbons, Trüffel), Zuckeraustauschstoffe (z. B. Sorbit)
Tipp: Ernährungstagebuch
Wie du deinen ganz persönlichen Unverträglichkeiten auf die Schliche kommst? Am besten mit einem Ernährungstagebuch. Darin schreibst du über einen längeren Zeitraum jeden Tag auf, was du wann gegessen oder getrunken hast und wie es dir danach ging. Dieses Wissen erleichtert es dir, deinen individuellen Ernährungsplan zusammenzustellen, und gibt dir Anregungen, Neues auszuprobieren.
Hier kannst du eine Vorlage für ein Ernährungstagebuch herunterladen.
Colitis ulcerosa: Ernährung im Schub
Wenn du einen Colitis-ulcerosa-Schub hast, steht vieles kopf – auch das Essen und Trinken. Das hat ganz unterschiedliche Gründe:
- Dein Körper braucht gerade jetzt, wenn er mit der Entzündung in deinem Darm umgehen muss, mehr Energie und mehr Nährstoffe.
- Durch den Durchfall können Flüssigkeit, Energie und Nährstoffe verloren gehen, und durch die Entzündung kann der Darm weniger Bestandteile aus der Nahrung aufnehmen als sonst.
- Wenn du Bauchschmerzen und Durchfall hast, dich einfach krank fühlst, hast du weniger Appetit und isst einfach weniger. Oder du hast Bedenken, etwas Falsches zu essen.
- Mit deinem üblichen Speiseplan ist dein Darm im Schub bei Colitis ulcerosa einfach überfordert. Was dir sonst guttut, kann nun „schwere Kost“ sein.
Im Schub die Ernährung anpassen
Im Schub ist es bei Colitis ulcerosa Zeit, deine Ernährung darauf einzustellen. Ziel ist es, den Darm zu entlasten und trotzdem alle Nährstoffe und genügend Kalorien und Flüssigkeit zu bekommen. Eine Gewichtsabnahme solltest du vermeiden. Ist der Schub dann überstanden, kannst du deinen Speiseplan Schritt für Schritt wieder in die gewohnte Form bringen.
Welche Veränderungen du in Sachen Ernährung bei einem Schub vornehmen solltest, muss individuell entschieden werden. Entscheidend ist dabei, wie genau und auch wie stark sich die Krankheit zeigt. Bei einem leichten oder mittelschweren Schub reicht es vielleicht, dass du besonders leicht verdauliches Essen wählst. Im Extremfall, bei einem sehr starken Schub, kann sogar eine künstliche Ernährung notwendig werden. Es ist daher wichtig, dass du mit deiner Ärztin bzw. deinem Arzt darüber sprichst und auch klärst, wie du dein Essen wieder umstellen kannst, wenn der Colitis-ulcerosa-Schub vorbei ist.
Quick Facts
- Keine „schwere Kost“ im Schub mit Colitis ulcerosa: Einfach für Magen und Darm zu verarbeiten, wenig Fett und wenig Ballaststoffe. Diese drei Punkte solltest du beachten, wenn du deinen Darm schonen willst.
- Reisflocken-, Weizen- oder auch Grießbrei sind z. B. leicht verdauliche Speisen. Auch weiße Nudeln, weißer Reis oder Kartoffeln sowie milde und magere Milchprodukte wie Joghurt, Quark oder Hüttenkäse gehören dazu.
- Auch auf Gemüse brauchst du nicht zu verzichten: Dünsten und eventuell Pürieren macht es oft leichter mit dem Essen. Bei Obst kann Kompott eine Alternative sein.
- Wenn du Vollkornbrot durch helles Brot ersetzt, umgehst du Ballaststoffe. Auch Zwieback oder Reiswaffeln sind geeignet.
- Fisch und Fleisch sollten wenig Fett enthalten – auch bei der Zubereitung.
- Für Flüssigkeit sorgen stilles Mineralwasser, Kräutertee – etwa Anis, Fenchel, Kümmel oder Kamille – sowie dünner schwarzer Tee.
de Castro MM, Pascoal LB, Steigleder KM et al. Role of diet and nutrition in inflammatory bowel disease. World J Exp Med 2021; 11 (1): 1–16. | Biller-Nagel G, Schäfer C. Gesund essen – Morbus Crohn & Colitis ulcerosa. Stuttgart: TRIAS Verlag, 2017.