Sexualität bei Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa

So mancher Lebensbereich kann durch Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa durcheinandergebracht werden – auch die Sexualität. 

Sexualität ist ein wichtiges menschliches Grundbedürfnis. Probleme in der Sexualität können sich daher wesentlich auf die generelle Zufriedenheit auswirken. Schmerzen, Scham, Erschöpfung, Niedergeschlagenheit oder Nebenwirkungen von Medikamenten – Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa kann auf ganz unterschiedliche Weise Einfluss auf deine Sexualität haben. 

Sexualität trotz CED im Gleichgewicht 

Wichtig ist, dass du dich beim Thema Sexualität nicht vom Anspruchsdenken leiten lässt. Alles kann, nichts muss. Lust entsteht im Kopf, in der Fantasie. Und hängt damit entscheidend davon ab, wie du dich gerade fühlst und welche Erwartungen du vielleicht hast. Lös dich von allgemeinen Vorstellungen über Häufigkeit und akrobatische Meisterleistungen: Was wünschst du dir jetzt? Und was wünscht sich dein*e Partner*in? Einzig darauf kommt es an. Manchmal kann es auch helfen, sich aus alten Verhaltensmustern zu lösen und die Sexualität bewusst den aktuellen körperlichen und psychischen Gegebenheiten aufgrund des Morbus Crohn bzw. der Colitis ulcerosa anzupassen. 

CED: Wenn die Lust auf der Strecke bleibt

Du fühlst dich nicht gut, bist matt und hast einfach keine Lust? Lust lässt sich nicht per Schalter an- und ausknipsen. Sprecht darüber, wenn dir nicht nach Sex ist. Wenn der Morbus Crohn bzw. die Colitis ulcerosa aktiv ist, Schmerzen und Durchfälle sich melden, kann es Zeit sein, eine Pause einzulegen. 

Bei der Sexualität kann es auch zu Hürden kommen, die sich hauptsächlich beim Verkehr selbst bemerkbar machen: Schmerzen oder Fisteln im Genitalbereich, die Angst vor Inkontinenz. Auch dann ist Offenheit gefragt. Weiß dein*e Partner*in, was dir guttut und was dir unangenehm ist? Versucht, neue Wege zu finden. Auch wenn es nicht immer leichtfällt – bei der Sexualität ist offene Kommunikation gefragt. 

Die Stellung kann etwa einen Unterschied machen. Manchmal lassen sich durch eine andere Position Schmerzen vermeiden. Macht euch auch klar, dass Sexualität viele Facetten hat und sich nicht nur auf den Geschlechtsverkehr beschränkt. Berühren, streicheln, eine Massage oder erotische Fantasien – auch das ist an- und aufregend. Kerzen oder schöne Musik können für eine sinnliche Atmosphäre sorgen – und für ein Knistern in der Luft. 

Sexualität: Professionelle Unterstützung suchen

Wenn du merkst, dass der Morbus Crohn bzw. die Colitis ulcerosa deine Sexualität dauerhaft stark beeinträchtigt, du ganz die Lust verloren, Erektionsprobleme oder Schwierigkeiten mit Berührungen hast, sprich auch mit deiner Ärztin bzw. deinem Arzt darüber. Natürlich fällt das nicht leicht. Doch denk daran, du bist nicht die oder der Einzige mit diesen Problemen. Als Frau fällt es dir vielleicht leichter, sexuelle Probleme mit deiner Frauenärztin bzw. deinem Frauenarzt zu besprechen. Als Mann kannst du dich z. B. bei Erektionsproblemen an eine Urologin bzw. einen Urologen wenden. Psychosoziale Beratungsstellen, qualifizierte Sexualmediziner*innen, Paartherapeut*innen oder ärztliche oder psychologische Psychotherapeut*innen sind weitere mögliche Anlaufstellen. 

Fühle ich mich wohl mit mir? 

Du fühlst dich unattraktiv, deine Narben oder das Stoma gehen dir einfach nicht aus dem Kopf – wie soll dein*e Partner*in das anziehend finden? Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa kann dein Körper- und Selbstbild verändern. Manchmal muss erst etwas Zeit vergehen, bis du dich mit den Veränderungen anfreunden kannst und dich in deiner Haut wieder wohlfühlst. 

Es kann auch sein, dass du Schwierigkeiten mit Berührungen hast – das ist nicht unnormal. Lass es langsam angehen und versuch offen darüber zu sprechen. Auch wenn es oft nicht so einfach ist, das alles in die richtigen Worte zu fassen. Vertraue darauf, dass dein*e Partner*in weniger Berührungsängste hat, als du denkst. 

Gedämpftes Licht kann helfen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und eher mit den Händen als mit den Augen zu erkunden. Auch mit schöner Unterwäsche lassen sich Stellen verdecken, die dir vielleicht unangenehm sind. So kannst du den Moment vielleicht entspannter genießen. Wenn du merkst, dass sich dein*e Partner*in gar nicht von Äußerlichkeiten beeindrucken lässt, hilft dir das sicher, dich in deiner Haut wieder wohler zu fühlen.