Arbeit und Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa vereinbaren
Die Arbeit ist ein wichtiger Teil des Lebens. Auch wenn es zu Einschränkungen durch Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa kommt, gibt es verschiedene Wege und Möglichkeiten, um im Beruf zu bleiben.
Sich selbst verwirklichen, gebraucht werden – Arbeit bedeutet häufig mehr, als Geld zu verdienen. Auch wenn es zu Einschränkungen durch Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa kommt, gibt es verschiedene Wege und Möglichkeiten, um im Berufsleben zu bleiben. Finde heraus, was für dich und in deinem Arbeitsumfeld möglich ist, informiere dich über deine Rechte und schaffe wenn nötig neue Perspektiven.
Sind Anpassungen im Berufsleben notwendig, ist eines ganz besonders wichtig: Kräfte sammeln und Eigeninitiative zeigen! Konzentriere dich dabei immer auf deine Fähigkeiten und nicht darauf, was du aufgrund deiner Krankheit nicht kannst. Manchmal sind es schon kleine Dinge, die einen großen Unterschied machen und dir die Arbeit mit Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa erleichtern können. Informiere dich, welche Möglichkeiten in deiner individuellen Situation bestehen, damit du beruflich weiter deine Ziele verwirklichen kannst.
Offener Umgang mit CED im Beruf?
Sage ich’s meinen Vorgesetzten, den Kolleg*innen oder behalte ich es lieber für mich, dass ich Morbus Crohn bzw. Colitis ulcerosa habe? Die Entscheidung, wie du mit der Erkrankung bei der Arbeit umgehst, musst du selbst für dich treffen – abhängig von deiner eigenen Situation. Dabei gilt es, die Vor- und möglichen Nachteile gut abzuwägen, vor allem auch in der Bewerbungsphase.
Quick Facts
Was dafür spricht, die CED offen anzusprechen:
- Du kannst Missverständnisse vermeiden – zum Beispiel bei Krankmeldungen, Fehlzeiten wegen regelmäßiger Arztbesuche oder wenn du einfach öfter auf die Toilette musst.
- Auch für dich selbst bedeutet es womöglich weniger Stress, wenn du die Auswirkungen der CED nicht immer verbergen musst.
- Individuelle Lösungen wie beispielsweise ein Arbeitsplatz in der Nähe einer Toilette, flexible Arbeitszeiten oder Homeoffice können nur gefunden werden, wenn die Arbeitgeberseite Bescheid weiß.
- Ebenso verhält es sich mit dem erweiterten Kündigungsschutz aufgrund einer anerkannten Schwerbehinderung oder Gleichstellung.
Eine wichtige Voraussetzung für Offenheit über Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa am Arbeitsplatz ist ein gutes und kollegiales Arbeitsklima. Trotzdem ist leider nicht bei allen Vorgesetzten Verständnis für eine chronische Erkrankung und der Weitblick da, die Vorteile zu sehen, die loyale und engagierte Mitarbeitende für das Unternehmen haben, wenn berufliche Türen geöffnet werden. So kann es auch passieren, dass dir zusätzliche Steine in den Weg gelegt werden, z. B. bei Beförderungen. Es sollten also auch mögliche negative Folgen abgeschätzt werden, bevor du Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa bei der Arbeit thematisierst.
Morbus Crohn und Colitis ulcerosa bei der Bewerbung
In der Bewerbungsphase kann es ratsam sein, Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa nicht in den Mittelpunkt zu stellen. Der Schwerbehindertenausweis und der Versorgungsbescheid gehören nicht in die Bewerbung! Falls du dich entscheidest, beim Vorstellungsgespräch von deiner CED zu erzählen, gehe auf die positiven Erfahrungen ein, um die dich deine Erkrankung reicher gemacht hat. Und: Öffentliche Arbeitgebende – z. B. Behörden und Ämter – sind nach dem Allgemeinen Gleichstellungsgesetz (AGG) verpflichtet, Bewerber*innen mit Schwerbehinderung zum Vorstellungsgespräch einzuladen, wenn sie dem Stellenprofil entsprechen. Hier kann es also von Vorteil sein, die Schwerbehinderung mit anzugeben.
Tipp: Muss ich Auskunft geben?
Ob du Arbeitgebenden deine CED oder eine Schwerbehinderung mitteilen musst, ist rechtlich nicht eindeutig geklärt. Im Bewerbungsgespräch musst du keine Auskunft über das Vorliegen deiner Erkrankung oder einer (Schwer-)Behinderung geben – es sei denn, du kannst den Job durch deine Einschränkungen nicht richtig ausüben. Bei einem bereits bestehenden Arbeitsverhältnis musst du die Schwerbehinderung mitteilen, wenn du danach gefragt wirst – etwa im Personalfragebogen. Überleg dir, welche Vor- und Nachteile ein offener Umgang mit der CED am Arbeitsplatz hat.
CED im Job: Veränderung und Entscheidung
Bevor du bei der Arbeit unzufrieden oder ausgebrannt bist: Nimm dir Zeit und überlege, welche Veränderungen gut und sinnvoll sind, um etwas zu ändern. Konzentriere dich dabei auf deine Fähigkeiten und Stärken, nicht auf die Einschränkungen durch Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa. Dein Fachwissen, deine berufliche Erfahrung, deine Teamfähigkeit – das alles geht schließlich nicht verloren, nur weil du eine CED hast.
Nicht zuletzt ist es wichtig, deine Rechte und Möglichkeiten gut zu kennen. Der Weg durch den Gesetzesdschungel und die Zuständigkeiten lohnt sich in den meisten Fällen. Es gibt unterschiedliche Formen der Unterstützung, die durch das Sozialrecht geregelt sind. Überlege etwa, ob die Feststellung einer Schwerbehinderung für dich infrage kommt.
Trotz einer Vielzahl von konkreten Regelungen hängen viele Entscheidungen aber immer auch von deiner individuellen Situation ab. Such dir die passenden Anlaufstellen. Es lohnt sich, hartnäckig zu bleiben – auch wenn es manchmal viel Mut und Kraft kostet.
Tipp: Ausbildungsstipendien der Stiftung Darmerkrankungen
Du hast ein besonderes Fort- oder Ausbildungsvorhaben, um deine beruflichen Ziele zu verwirklichen? Die Stiftung Darmerkrankungen bietet Unterstützung. Sie vergibt jedes Jahr Ausbildungsstipendien, um junge Menschen mit CED zu fördern. Zu den Vorhaben, die dich in der Berufsqualifikation voranbringen, gehören zum Beispiel Aus- oder Weiterbildungsmaßnahmen wie Repetitorien, Meisterklassen und Auslandssemester.
Nasr S, Dahmani W, Jaziri H et al. Exploring work productivity loss in patients with inflammatory bowel disease. Future Sci OA 2023; 9 (8): FSO872.