Alltag mit Stoma
Stellt ein Stoma das ganze Leben auf den Kopf? Nun ja, zunächst ist es eine große Veränderung. Am Anfang gibt es viele Dinge zu berücksichtigen, bis alles wieder in seinen gewohnten Bahnen läuft.
Nach der Stoma-OP: Ein neuer Anfang
Ein Stoma bedeutet Veränderung, aber Veränderung muss nicht immer schlecht sein. Für viele Menschen mit Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa bedeutet das Stoma, dass sie nach der OP wieder unabhängiger sind und das Leben wieder mehr genießen können. Trotzdem ist ein Stoma erst einmal ein Einschnitt, an den du dich gewöhnen musst.
Ein Stoma wird nie „einfach mal so“ gelegt. Es ist häufig die einzige Möglichkeit, wenn die CED sehr aktiv ist, Medikamente nicht helfen oder Komplikationen dazukommen. Wenn dir zu einer Stoma-OP geraten wird, hast du vermutlich schon einen langen, harten Weg mit der Erkrankung hinter dir.
Quick Facts
Wann kommt es zur Stoma-OP bei CED?
- Ein Stoma kann zeitweise zur Entlastung des Darms nach einer Darmoperation sorgen oder auch, wenn der Darm besonders stark entzündet ist.
- Wenn bei Colitis ulcerosa der Dickdarm entfernt werden muss, weil die Entzündung besonders schwer ist und Medikamente nichts ausrichten können, wird dauerhaft ein Stoma oder manchmal auch eine Pouch angelegt.
- Bei Morbus Crohn können Fisteln, Abszesse oder eine besonders starke Entzündung von Teilen des Darms dazu führen, dass – wenn möglich vorübergehend – der Darm durch ein Stoma entlastet werden muss.
Mein Körper – mein Stoma
Viele Veränderungen am Körper passieren langsam, z. B. das Altern. Wir haben Zeit, uns daran zu gewöhnen. Die Stoma-OP bringt eine plötzliche Veränderung mit sich, die dein Aussehen und auch eine Körperfunktion stark verändert. Das zu überwinden geht nicht von heute auf morgen. Es ist wichtig, dass du dir die nötige Zeit dafür gibst. So lernst du nach und nach, mit dem Stoma zu leben und die Veränderung zu akzeptieren.
Natürlich ist das Stoma direkt nach der OP ein wichtiges Thema. Mit der Zeit sollte es jedoch Teil und nicht Mittelpunkt des Lebens werden. Was war vor dem Stoma nicht möglich? Was kannst du mit dem Stoma wieder tun? Versuche dich auf die Vorteile zu konzentrieren, die dir das Stoma bringt.
Tipp: DuGehstNichtAllein
Die Selbsthilfe bietet Austausch und Unterstützung. Du kannst von den Erfahrungen und dem Wissen anderer profitieren. Was haben sie erlebt? Wie haben sie Hürden überwunden? Die Selbsthilfegruppe DuGehstNichtAllein unterstützt Betroffene mit CED, Stoma oder Pouch in Berlin und darüber hinaus.
Ernährung und Stoma
Ernährung ist bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa häufig Thema. Wenn du bereits auf eine bewusste Ernährung achtest, ist das eine gute Ausgangslage für das Essen mit Stoma. Wichtig ist, nach und nach auszuprobieren, was dir bekommt und was nicht. Oft werden mehrere kleine statt weniger großer Mahlzeiten besser vertragen. Ruhe beim Essen und besonders gründliches Kauen sorgen für bessere Verträglichkeit. Faserreiche Lebensmittel können für Probleme sorgen. Dazu gehören Spargel, Fenchel, Blattspinat, Ananas, Nüsse, Trauben oder Zitrusfrüchte.
In einem gesunden Darm sind verschiedene Darmabschnitte für die Aufnahme unterschiedlicher Nährstoffe zuständig. Fehlen ganze Darmabschnitte, etwa der gesamte Dickdarm, kann es zu einem Mangel an Nährstoffen kommen, die normalerweise darüber aufgenommen werden. Frag am besten deine Ärztin bzw. deinen Arzt, ob es bei dir zu einem Mangel kommen kann. Aber auch Stomatherapeut*innen kennen sich gut mit der Ernährung aus – lass dich beraten.
Tipp: Ausreichend Trinken
Achte mit Stoma darauf, dass du genug trinkst. Etwa zwei bis drei Liter sollten es täglich sein, da dein Körper dem Nahrungsbrei nicht mehr so viel Wasser entziehen kann.
Kleidung: Der passende Style mit Stoma
Abhängig davon, wo dein Stoma sitzt, kann es ratsam sein, dass du deine Kleidung darauf abstimmst. Gut ist, wenn nichts zu sehr auf das Stoma drückt – etwa der Bund deiner Jeans. Stretch oder ein elastischer Bund kann bei Hosen daher hilfreich sein. Mit einem locker geschnittenen Oberteil fällt das Stoma nicht weiter auf.
Sport und Stoma: In Bewegung bleiben
Sport und Stoma – kein Problem. Doch denk daran: Bei der OP wurden die Bauchmuskulatur und übrigen Schichten der Bauchwand durchtrennt. Sportarten, bei denen diese Bereiche besonders beansprucht werden, solltest du meiden, z. B. Rudern oder Gewichtheben.
Korsagen oder Stomabandagen schützen deinen Bauch. Beides ist u. a. im Sanitätshaus erhältlich. In den ausscheidungsfreien Zeiten kann bei einem Kolostoma eine Stomakappe oder ein Kolostomieverschluss besonders unauffällig sein.
Tipp: Schwimmen mit Stoma
Ein Stoma ist fürs Schwimmen kein Hindernis. Wenn es ins Wasser geht, solltest du eine Ersatzversorgung dabeihaben, denn Salz- oder Chlorwasser können die Haut unter der Versorgung reizen, wenn sich das Beutelvlies mit Wasser vollsaugt.
Tipps und Tricks fürs Reisen
Mit dem Stoma lassen sich womöglich ganz neue Reiseziele erreichen. Triff die richtigen Vorbereitungen, und einem unbeschwerten Urlaub steht nichts im Weg:
- Nimm ausreichend Versorgungsmaterial mit auf Reisen. Wenn du genügend Reserven hast, kann dich auch ein verspäteter Flieger nicht aus dem Takt bringen.
- Strahlende Sonne und blauer Himmel? Denke daran, dass sich durch starkes Schwitzen die Tragezeit verkürzen kann.
- Wenn du mit dem Flugzeug unterwegs bist, sollte ausreichend Versorgungsmaterial im Handgepäck verstaut sein – auch für den Fall, dass das Gepäck abhandenkommt.
- Im Urlaubsland sind die Hygienebedingungen nicht so gut? Nimm auf jeden Fall nur Trinkwasser für die Stomapflege.
- Essen im Urlaub: Speisen, die du nicht gewohnt bist, können sich auf deine Verdauung auswirken. Am besten du wagst dich erst einmal an eine kleine Portion.
Stoll-Salzer E, Wiesinger G, Kroboth G et al. Stoma- und Kontinenzberatung. Stuttgart: Thieme, 2012.